Dienstag, 8. Oktober 2013

Das Lehmhaus in 2013



so bin ich gestartet ... so war es im Verlauf  ... und auch so ... und dann der Fundraising- Blog ....

Es ist Oktober geworden und der Altweibersommer wird scheinbar glatt übersprungen! Dabei hätten wir ihn brauchen können. Nun bin ich Mitten im Umzug und mein diesjähriger Blog (es gibt nur den einen) kommt mit der Bilanz zu meinem Renovierungsvorhaben: Das Jahr war zu kurz oder wir Opfer unseres Bau(er)optimismus. Zur Entschuldigung darf das Wetter herhalten! Meine handwerklichen Herlferlein hatten nicht immer das passende an ihrer Seite. Der Frühling lange kühl, mit Überschwemmungen, der Sommer brachte lahmlegende Temperaturen von über 40°C und jetzt, der Herbst, er hält mit Regen das lehmige Gelände zu naß. Am besten finden die Ungarn den Sommer! Und dazu muß ich gleich etwas Lustiges erzählen: Wenn es die brütendste Hitze bei den Ungarn gibt, begrüßen sie sich doch glatt mit einem "Wir haben gutes Wetter"!

Und was mache ich, wenn das einengende Gefühl kommt, wegen so langsamem Vorankommen? Dann rufe ich mir, wie jetzt, zum Trost Startbilder in Erinnerung.

So sah es nämlich 2011 und 2012 noch aus
Nordseite mit "feuchten Füßen"
 Westseite, eingebrochene "Räucherkammer"
 
Die abgerissene Westseite



Innerer Stützbalken - blieb erhalten



Fenster aus der Zeit zwischen den Weltkriegen
 - mußten weichen

Heute? Vieles aufgebaut oder runderneuert ... stabil und vetrauenswürdig!
Die eine Hälfte des Dachbodens komplett erneuert

Lehmputz aufgetragen, neue Fenster und aufbereitete Türen
Die weißgekalkte Fassade
... sie kann sich auch sehen lassen ... bis auf die eingegangenen Thujas.

Der Westgiebel wiederum hatte Pech, wegen Hagel im Juli
sund ieht momantan aus wie nach Maserattacke. Erst nach fünfmaligem Kalken wäre der Panzer schützend genug für eine Lehmwand gewesen. Soweit waren wir noch nicht. Jetzt darf das Gerüst wieder her und es muß nachgebessert werden.

Die Westwand bekam, neben einer Dachbodentür, je ein Fenster für Gästezimmer und Bad. Wenn mich jemand fragt, wie man zum Dachboden hochkommt, dann verrate ich es: über eine Leiter, die angelehnt wird. Etwas sportlich, zugegeben. Doch den Dachbodenaufgang im Haus, hatte ich aufgelöst um Raum zu gewinnen. Der Dachboden soll jetzt über einen elektrischen Flaschenzug und Leiter genutzt werden.
Die Nordwand sieht aus wie aus einem Guss, obwohl zur einen Hälfte alt und zur anderen neu gestampft. Fehlt nur noch eine Drainage, welche das Wasser von der Hauswand fernhält. Zusätzlich wird der Wand entlang die Erde mit geöltem Lehm gehärtet und dadurch "wasserdicht". Diese langwierige Arbeit wird ein richtiger Spaßbringer! Mal sehen, ob ich noch Mitstreiter finde.

Allein die kleine Glaswand für das Bad verrät, dass wir es hier mit einem "modernisierten" Bauernhaus zu tun haben. Der Nachbargarten geht noch knapp bis vor die Wand. Im kommenden Jahr soll der 0,7 m breite gemeinsame Grenzstreifen zum Nachbargarten unbebaut bleiben. Wichtig für eine Lehmwand, denn Pflanzen ziehen mit ihrem Wurzelwerk das Wasser an.
Nordwand
Die alte neue Tür, als zweiter Hauseingang, ist eine Spende von meinem Maurermeister aus Tab.
 Das Haus bekam eine Fußbodenheizung, moderne Technik, etwas "abgewandelt", denn,

betrieben über einen selbstgebauten Ziegelofen. Das 28 kW-Monster steht im Gästehaus, will jedoch ganz sanft betrieben werden.

Die Ziegel stammen aus Abbruchmaterial und sind größerer Abmaße als heutige. Die Ungarn nennen sie einfach Bauernziegel. Wir haben bei den Abbrucharbeiten welche mit Initialen und Tierpfoten beschriftete gefunden und diese in den sichtbaren Bereichen der Ofenfront eingebaut. Erinnerung an die Vorfahren des Hauses! Pyromanischer Genuß ist einem sicher, da der Ofen mit Holz betrieben wird. Ein großes, 50 cm langes rundes Holzstück, Buche oder Akazie, kommt auf einmal in den Ofenschlund und brennt ganze 12 Stunden. Dann heißt es präsent sein und nachlegen. Seit heute ist der Ofen in Gang gebracht. Wir testen das Heizsystem. Die Glastür verspricht erfreuliches Feuerkino.

Türen und Fenster bekommen eine schützende Lasur. Nach mehrmaligem Streichen und Abschleifen warten sie hier im künftigen Wohnzimmer darauf, erneut eingesetzt zu werden.

Außenansicht
Innenansicht
 Neue Türblätter treffen auf alten Rahmen.
Das Bad im Lehmhaus bleibt eine heikle Sache. Ist ja auch sozusagen Neuerfindung (!) und soll mit Bedacht eingebaut werden. Es darf auf keinen Fall Feuchtigkeit in die Lehmwand gelangen, da sich ihre Zusammensetzung chemisch verändert, sie porös wird, abbröselt oder wegbricht. Deshalb bekommt das Bad einen wasserdichten Anstrich und wird zur "Wanne".
Bäder werden wasserdicht gepinselt




Der Keller prangt mit einer neuen Treppe. Die alte war aus Holz, leider angefault, nun ist sie aus Abbruchziegeln und nicht mehr so steil. Die Seitenwand war einbruchgefährdet und wurde betonverstärkt.
Die Kellertür, witterungsbeständiges Akazienholz, soll - wie schon ihre Vorgängerin -  mindestens 100 Jahre einsatzbereit sein. Und damit sie nicht zu schwer wird besteht sie aus 3 Teilen, die einzeln angehoben werden können.
Jahrhundert-Kellertreppe
Findelhündin Lucy kommt ebenfalls zu ihrem Recht und hat nun ihr eigenes Zuhause. Jetzt ist sie auch nicht mehr angeleint, da nun schon hier geerdet und nicht mehr weglauflustig. Alles ist gut.
 
Lucy
Die Natur läßt sich auch nicht lumpen. Hier die blühenden Akazienwälder im Mai,
der malerische Wegrand vor dem Dorf, immer mit viel Blau darüber,
der Grüngürtel um das Grundstück, Akazie und Holunder, der Ausblick auf den Koppany-Bach, den  die Rehe zum Wassertrinken aufsuchen.

 

Meine umgepflanzten Thuja haben den heißen Sommer nicht überlebt. Das tat weh! Sie waren bei deutlich kühlerem Wetter in Deutschland aufgewachsen. Pflanzen aus ihrer angestammten Umgebung herauszunehmen ist keine gute Idee. Büsche und Stauden waren so tolerant und haben den Umzug überstanden.


Das Gästehaus - früher Scheune und Stall - beginnt ebenfalls Formen anzunehmen. Hier entstehen Küchenpult
Gästetoilette und Waschbeckenplatz, aus Ytong - ein Kompromiss. Früher stand an dieser Wand die Futterkrippe für Kühe und Pferde.
Die alte Holzdecke wurde abgetragen, abgeschliffen und erneut eingebaut.


Wermutstropfen: aus kostengründen wird die Auskleidung des loftähnlichen Dachraumes sowie der  Schlafräume darunter liegend aus Gipskarton. Als Korrektur kommt ein Lehmanstrich drauf.

Wie zu ersehen, es bleibt noch Einiges zum Austüfteln und Ausführen. Der Umzug ist im Gange und  leider noch nichts bewohnbar fertiggestellt. Nächste Woche heißt es für mich zupacken vor Ort.

Welch ein Glück, dass wohlwollende Freunde mir aushelfen und ich bei ihnen unterkommen darf!
 Vielen Dank Hagen! Vielen Dank Lutz!